Page 94 - Handbuch HR-Management
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Kapitel 2.8 / Evidence-based Management
Der Ein uss der Informationsquelle
im HRM
Betrachtet man, wo und wie sich HRler infor- mieren und weiterbilden, verwundert es wenig, dass sie mit den Leistungen o  weit unter dem Möglichen liegen. Hauptquellen sind Webseiten, Kollegen und einschlägige HR-Lektüre(25,27,28). Zudem sind sie wissenscha lichen Quellen ge- genüber negativ eingestellt und vertreten die An- sicht, sie würden von „eigenen“ Quellen mehr pro tieren als von wissenscha lichen(3,10,18,26,35), obwohl deren Aussagen den wissenscha lichen o  widersprechen(36). Und da die Informations- verbreitung über HR-Quellen sehr gut läu , den- ken 99 % das Beste bereits zu kennen(16), obwohl sie die Forschungsevidenz ihrer Praktiken nicht benennen können(24). Paradox, oder? „Das Be- wusstsein, dass die einzige Informationsquelle, die signi kanten Ein uss auf Organisationslei- tungen hat, pseudowissenscha licher Natur ist, ist im HRM noch nicht vorhanden(35).“
EBMgt und seine Hemmschuhe
Zugegeben, wissenscha liche Artikel sind schwer zu lesen und es ist nicht leicht, das Gele- sene richtig zu interpretieren. Sie sind in engli- scher Sprache geschrieben, enthalten Fachaus- drücke, statistische Kennwerte und sind leider nur für ein akademisch geübtes Zielpublikum verfasst. Den meisten Praktikern bereitet das große Probleme, da sie hierfür nicht ausgebil- det werden. Aber auch individuelle Faktoren, Evidenzwissen, Umsetzungswissen, Metho- denkompetenz und Motivation werden in der Literatur u. a. als Hemmschuh angeführt sowie organisationale Faktoren, wie Fort- und Wei- terbildung oder Organisationsklima(5). Parado- xerweise tragen Ausbildungen (MBA bis MA)
HANDBUCH HR-MANAGEMENT
 VierSäulendesEBMgt:
1. Expertise und Urteilsbildung der handelnden Personen
2. Verbindung von Erkenntnissen und organisationalen Bedingungen
3. Kritische Suche nach der besten ver- fügbaren Evidenz
4. Das Mitdenken derer, die von der Ent- scheidung betro en sind oder sein könnten (Mitarbeiter, Aktionäre)
und Berater ihrerseits dazu bei, den EBMgt- freien Kreis am Leben zu erhalten(6,17,21,23,38). Als gemeinsamen Nenner für alle möchte ich feh- lendes Bewusstsein hervorheben und geson- dert anführen.
EBMgt als höchste Form der Organisa- tionskultur
Geht man davon aus, dass das Management selbst Teil der Kultur (Annahmen, Werte, Prak-
Organisationale Leistung Handlung
Entscheidung über Handlungsalternative
Wissen
Qualität der Informationsquelle
Abb. 1: Linearer E ekt der Informationsqualität auf den Output der Organisation (In Anlehnung an Terpstra et al.,1996)(6)
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